< Vorheriger Artikel
25.04.2020 00:00 Alter: 3 yrs

Predigt vom 3. Sonntag der Osterzeit


Auf Grund der aktuellen Situation veröffentlichen wir hier die Predigten von Pfarrer Pater Dominic vom jeweiligen Sonntag. Hier die Predigt vom Palmso

3. Sonntag der Osterzeit - 26. April 2020

Link zu den liturgischen Texten: 3. Sonntag der Osterzeit

Ich freue mich, an diesem Sonntag, mit Euch ein paar Betrachtungen zum Evangelium von den Emmaus-Jüngern teilen zu dürfen. Immer wenn wir eine Enttäuschung erleben, ist die erste Reaktion zu überlegen, wie wir der Enttäuschung entgehen können. Wir wollen aus der jeweiligen Situation herauskommen, egal was es auch sei, ob in unserer Beziehung, auf der Arbeit oder in einer Krankheit. Oft wird die Enttäuschung auch noch von Ärger begleitet, und Ärger macht blind. Und so geschieht es, dass wir, wenn wir dann aus der frustrierenden Lage davonlaufen, noch nicht einmal bemerken, welche Richtung wir einschlagen. So auch im heutigen Evangelium: Zwei Jünger, müde und desillusioniert, entschließen sich zurückzukehren. Sie distanzieren sich selbst von dem Ort, wo sie so unendlich viel Liebe erfahren hatten.

Wenn wir enttäuscht und aufgebracht sind, dann neigen wir dazu, uns selbst in Gedanken zu zerfleischen, oder wir suchen verzweifelt jemanden, dem wir für das, was passiert ist, die Schuld geben können oder wir ringen nach einer Erklärung für das Geschehene. Die zwei Jünger diskutieren über das, was passiert ist. Enttäuscht und aufgebracht, unfähig, eine Antwort zu finden, verfallen sie in Traurigkeit. Doch, wie Lukas es uns lehrt: Traurigkeit macht blind. In dieser Traurigkeit sind wir nicht länger in der Lage zu erkennen, was in der Gegenwart geschieht, weil unsere Herzen zu sehr der Vergangenheit anhängen.

Es war nicht so sehr die Flucht aus dem Leben, die die Jünger nach Emmaus führte, sondern der Hunger nach Leben. Hunger ist ja nicht nur ein physisches Empfinden, sondern man kann auch emotional und spirituell hungern. Wir Menschen sind von Natur aus hungrig. Wir hungern nach Leben, Liebe, Gemeinschaft, Bedeutung und Sinn. Dieser Hunger ist sicher der Grund, warum die Jünger Jesus so vehement bitten: „Herr, bleibe bei uns!“ Und Jesus wird nicht nur bei ihnen bleiben, sondern er wird sie auch nähren. So wird der Gast, den sie zu Tisch bitten, schließlich zu ihrem Gastgeber.

Jesus hilft ihnen, die Liebesgeschichte mit ihm noch einmal neu zu interpretieren und dadurch hilft er ihnen, ihre Enttäuschung zu überwinden. Jesus hilft ihnen zu erkennen, wie Gott sie begleitet hat. Jesus gibt ihnen nicht nur Brot, sondern er gibt sie sich selbst zurück. Wenn die Hoffnung schwindet, wenn die Nacht hereinbricht, wenn wir Angst haben vor der Dunkelheit der Nacht, dann wollen wir beten: „Herr, bleibe bei uns“. Denn es ist Gott allein, der uns verheißen hat, uns zu begleiten, wenn die Nacht über unser Leben hereinbricht.

Lukas nennt uns nur den Namen eines der beiden Jünger: Cleopas. Manche meinen, diese rhetorische Stille bedeute, dass Lukas selbst der zweite Jünger gewesen sei und seinen Namen aus Bescheidenheit verschwiegen habe. Aber es ist wahrscheinlicher, dass der zweite Name nicht genannt wird, damit jeder sich selbst in der Position des zweiten Jüngers wiederfinden kann. Lukas hat die Dynamik des spirituellen Lebens für jeden von uns aufgezeigt, damit auch wir Jesus einladen, mit uns zu gehen.

Nehmen wir uns heute mal die Zeit, uns in Dankbarkeit an die Menschen zu erinnern, die Jesus uns als Weggefährten geschickt hat: Menschen, die ein Stück unseres Weges mit uns gegangen sind, die uns die Richtung gewiesen haben, die uns immer wieder Mut auf unserer Reise gemacht haben. Und vielleicht können wir, wenn wir unsere eigene Reise fortsetzen, auch zu solchen Weggefährten für andere werden, die unserer Hilfe und Gegenwart bedürfen.

„Bleibe bei uns, Herr!“ Dieses schöne Gebet sollen wir, solange wir auf der Reise sind, immer wieder beten. Was auch immer wir durchgemacht haben, was wir aktuell durchleiden oder was wir künftig erleben müssen: Wir dürfen Zuversicht haben, denn der Herr ist mit uns und er wird bei uns bleiben. „Bleibe bei uns, Herr!“ Amen.

Lg
P Dominic