Predigt vom 5. Fastensonntag
Auf Grund der aktuellen Situation veröffentlichen wir hier die Predigten von Pfarrer Pater Dominic vom jeweiligen Sonntag. Hier die Predigt vom 5. Fastensonntag - Passionssonntag
5. Fastensonntag - 29. März 2020
Evangelium: Johannes 11,1-45
Link zu den liturgischen Texten: 5. Fastensonntag 2020
Wir leben in unsicheren Zeiten. Wo wir auch hinschauen, ob Zeitung, Nachrichten, soziale Netzwerke: Alle reden nur über das Corona-Virus. Die Furcht wächst weltweit. Menschen, die an sich nie ängstlich waren, fühlen sich plötzlich von Sorgen niedergedrückt und wissen nicht, was sie als nächstes tun sollen. Ich glaube, es ist jetzt an der Zeit, sich Gott zuzuwenden, um diese Ängste und die Furcht zu überwinden. Und das heutige Evangelium lenkt unseren Blick genau darauf.
Von allen Wundern, die Jesus gewirkt hat, war die Auferweckung des Lazarus das erstaunlichste für die Menschen seiner Zeit. Der traditionelle jüdische Glauben geht davon aus, dass die Seele eines Menschen für drei Tage im Leib des Toten verbleibt. Nach drei Tagen verlässt die Seele den Körper dann ein für alle Mal, und ab dann setzt die Verwesung ein. Als Martha vor der Öffnung des Grabs sagt: „Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag“ (Joh 11,39), gibt sie damit die gängige Auffassung wieder, dass der Fall nunmehr hoffnungslos sei. Aber Jesus nutzt gerade diese schwierige Situation, um zu beweisen, dass er auch in der aussichtslosesten Lage noch die Kontrolle behält.
Für die frühen Christen war die Geschichte der Auferweckung des Lazarus mehr als nur ein Hinweis auf die Auferstehung Jesu. Jesus erstand am dritten Tag, sein Körper schaute die Verwesung nicht. Für sie war dieses Wunder eine Herausforderung, niemals die Hoffnung aufzugeben, sei die Lage für sie als Individuen, für die Kirche oder die Nation auch noch so aussichtslos. Wir sind heute in einer ganz ähnlichen Situation. Daher ist es jetzt an der Zeit, Glauben an die Gegenwart des Herrn zu haben. Denn für Gott ist es niemals zu spät, eine Person, eine Kirche oder eine ganze Nation wiederzuerwecken und wiederzubeleben. Aber zuerst einmal müssen wir lernen, mit Gott zusammenzuarbeiten.
Noch vor drei Wochen haben wir nicht im Traum daran gedacht, dass die Welt in eine solch schwierige Lage kommen würde. Es ist wirklich eine außergewöhnliche Zeit. Daher ist es auch an der Zeit, außergewöhnlich zu handeln. In diesen unsicheren Zeiten zeigt uns die Bibel Wahrheiten, die wir als Sicherheit nehmen dürfen. Auch der frühen Kirche waren Plagen, Epidemien und Massenhysterien nicht fremd. Auch sie erfuhr gleichermaßen Unsicherheit und sogar Panik.
Wir leben heute auch in unsicheren Zeiten, aber Bibel liefert uns einige grundlegende Wahrheiten, die, allen Stürmen zum Trotz, die Zeiten überdauert haben und uns deshalb Sicherheit schenken: Wir können uns unserer Verheißung, unseres Gebets und unseres Schützers sicher sein. Lasst uns bei ihm Zuflucht nehmen. Wir wissen, dass unsere Gebete von Gott erhört werden. Wir wissen, dass wir Gottes Kinder sind. Lasst uns den Herrn um die Gnade bitten, glauben zu können, wie Martha geglaubt hat. Lasst uns versuchen, tief und fest an Christus zu glauben, der gesagt hat: „Ich bin gekommen, dass sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ Das ist unsere Hoffnung. Dadurch werden wir wirklich leben. Diese Wörter vom Wort Gottes kommen heute zu uns, um uns zu ermutigen, uns dabei zu helfen, unser sterbliches Leben zu schätzen, uns zu stärken, damit wir niemals entmutigt werden.
So lasst uns beten:
Herr, Gott, während wir darum ringen, mit den Folgen der Pandemie fertig zu werden, bitten wir Dich uns mit Deiner Gegenwart zu helfen. Hilf uns, Deine Gegenwart in unserem Leben, in unserer Gemeinschaft und in unserem Land zu erkennen. Hilf uns, uns immer mehr Deines Schutzes bewusst zu werden und bei Dir Zuflucht zu nehmen. Hilf uns, die Schönheit Deiner göttlichen Vorsehung zu erkennen und drauf zu vertrauen, dass Dein Plan niemals versagt. Bitte schütze die Schwachen vor dem Virus und alle, die damit kämpfen. Darum bitten wir in Jesu Namen. Amen.
Lg
P Dominic
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