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16.01.2021 11:07 Alter: 3 yrs

Predigt - 2. Sonntag im Jahreskreis - Joh 1,35-42


Zwei Männer, die seit über 20 Jahren Geschäftspartner waren, trafen sich eines Sonntagmorgens zufällig. Der eine fragte den anderen: „Wo gehst du denn hin, heute am Sonntag?“ „Oh, ich gehe Golf spielen!“, sagte der, „Und du? Wo gehst du hin?“ „Ach, ich gehe nur in die Kirche“, meinte der erste fast schon entschuldigend. „Warum gibst du diesen Kirchenunsinn nicht endlich auf?“ fragte der andere. „Was meinst du?“ fragte der erste. „Na, wir sind seit 20 Jahren Partner. Wir haben zusammengearbeitet, gemeinsam an Vorstandssitzungen teilgenommen, miteinander zu Mittag gegessen, aber in all den 20 Jahren hast du mich nicht ein einziges Mal mit in die Kirche genommen, ja, du hast mich noch nicht einmal danach gefragt! Für mich scheint es daher so, als sei es dir nicht wirklich wichtig…!“ Ja, liebe Schwestern und Brüder, es ist doch in der Tat so: Wenn wir etwas als wichtig erachten, ist es ganz natürlich, dass wir es mit jenen teilen möchten, die uns nahestehen. Im Evangelium geht Andreas daher auch sofort zu seinem Bruder Simon und berichtet ihm die gute Neuigkeit, dass er Jesus gefunden habe. Sorgen wir also dafür, dass die anderen nicht denken, dass unser Glaube für uns keine große Rolle spielt. Unser Glaube ist nämlich nicht nur Randgeschehen, er ist vielmehr das Zentrum unseres Lebens!

Das Hauptthema der heutigen Schriftlesungen ist die göttliche Berufung. Jeder ist von Gott dazu berufen, ein Zeuge/eine Zeugin Christi zu sein, indem er oder sie etwas in seinem oder ihrem Leben für andere tut, indem er seine oder ihre einzigartigen Gaben und Segnungen dazu benutzt. Denken wir an die Menschen, die uns im Leben die Tür geöffnet haben. Vielleicht haben sie uns, als wir an einem Kreuzweg standen, die richtige Richtung gewiesen. Sie hatten einen guten Einfluss auf uns, und vielleicht hatten sie eine ganz besondere Gabe, die sie dazu eingesetzt haben, oder sie haben uns von einer Erfahrung oder Entdeckung profitieren lassen, die sie selbst gemacht haben. Solche Menschen schätzen wir, weil sie die Freiheit und Großzügigkeit besitzen, andere um ihrer selbst willen zu beschenken, uneigennützig, anstatt es für sich allein zu behalten. Denkt nur an diese schwere Zeit der Pandemie – wie viele Menschen haben uns seither schon getröstet und ermutigt!

Zu jeder Zeit im Leben können wir einen Johannes den Täufer treffen, der zu uns sagt: „Seht, das Lamm Gottes!“ Der Herr hört niemals damit auf, uns durch andere zu einer tieferen Beziehung mit Ihm zu rufen. Aber es kann auch sein, dass die Zeit kommt, da er uns dazu beruft, selbst ein Johannes der Täufer oder ein Andreas für jemand anderen zu sein. Vielleicht ruft er uns auf, unseren Glauben auf einfache Art weiterzugeben, einfach eine Tür zum Herrn für andere aufzustoßen. Unsere Antwort auf einen solchen Ruf kann auf ganz verschiedene Weise erfolgen. Für Eli zum Beispiel bedeutete es, dem jungen Samuel zu helfen, die richtigen Worte beim Gebet zu finden. Für Andreas bedeutete es, eine bedeutsame Erfahrung mit seinem Bruder zu teilen. Liebe Schwestern und Brüder, an diesem Sonntag lädt der Herr uns ein, uns den vielen Wegen zu öffnen, auf denen Er uns an Sich ziehen möchte, und uns gleichzeitig den Wegen zu öffnen, auf denen wir Ihm helfen können, andere an Sich zu ziehen. Amen.

Lg
P Dominic